• Begegnungen

    Der Unbekannte

    Heute Abend eine interessante Begegnung: Es kommt jem. auf mich zu und fragt, ob ich in Wien zuhause bin. Was sollte ich da antworten? Ich bin ja an mehreren Orten zuhause, so einfach, ohne ins Detail zu gehen, konnte ich die Frage nicht beantworten, also nicke ich einfach mit dem Kopf. Seine zweite an mich gerichtete Frage ist, ob ich mich für Kunst interessiere. Ich nicke wiederum. Und dann fängt er an, mir seine Geschichte zu erzählen. Er kommt ursprünglich aus Villach, wo die Menschen viel wärmer und offener als die Wiener seien und besteht darauf, dass ich mindestens für 2 Tage nach Villach fahre. Seit 4 Jahren schon kämpft…

  • Europa

    Mein Europa

    Mama weinte, sie weinte ungestüm, als ob ihr jemand ein Stück Fleisch vom eigenen Leib abgerissen hätte, als ich mit 14 das Zuhause verließ und nach Ruse an der Donau loszog, den Fremdsprachen zuliebe, die mir das Tor nach Europa öffnen sollten. An der Wand rechts vom Eingang meiner alten Schule hing ein Foto von mir mit der Bildunterschrift „Unser Stolz“. Mama weinte, und ich weinte doppelt – für sie und für mich. Seitdem trage ich immer den Schmerz doppelt – einmal für mich und einmal für die Welt – herum. Nicht, dass ich ab dem Moment an wirklich displaced war, nein, ich war nur entwurzelt. Es fühlte sich so…

  • Begegnungen

    WHERE IS MY WIENER???

    Auf der Suche nach dem verlorenen Wiener Bis vor ein paar Jahren glaubte ich, dass die Gemütlichkeit als Konzept den Deutschen zuteilgeworden war, nun bin ich mir nicht mehr so sicher. Entweder ist sie dermaßen ansteckend, dass sie sich bis nach Österreich hin ausgebreitet hat, galoppierend mit der Geschwindigkeit eines globalen Phänomens, oder war sie auch hierzulande schon immer gelebt und gehuldigt. Allerdings brauchte ich lange, bis ich in Worte fassen konnte, was genau mit dem heutigen Wiener nicht stimmt. Zugegeben, ein vages Vorgefühl auf irgendwas schwebte schon immer umher, ein Vorzeichen auf ein nicht ganz deutlich wahrzunehmendes Etwas, das sich wie ein Schatten abzeichnete, der bald in einen grauen…

  • Interkulturelles Training

    Am I a good person?

    „Am I a good person?” No, it’s not about what morality experts say about the ways they try to find out what kind of traits, behaviors or manners should round up the image of someone, defined as „a good person”. It’s not about the retrospective we make at the end of each year: „Did I achieve my goals?” „Did I live wisely?” I’m thinking of all the young people I met till now and  – of “the line game”! Do you know it? It’s called like that according to the scene in the film „Freedom Writers”, where Hillary Swank (who plays the role of the teacher Erin Gruwell) asks her…

  • Das Ich

    Familienname – noch immer ich oder nicht ich?

    Mein Ne. “Halten”, Erich Fried Fried, geboren am Georgstag. Habe mich beim Gedanken erwischt, inwiefern der Familienname unsere Identität prägen kann im Vergleich zum Vornamen. Fried. Frieden. Mein Vorname fängt mit Ne- an, mein Familienname Nenova (vom Großvater geerbt), wieder mit Ne-, was ein Nein auf Bulgarisch bedeutet. „Nein!“ „Nein?“ zu was? :-)) Das frage ich mich! Es gab ja Zeiten, als ich vehement darauf bestand, meinen Geburtsnamen Nenova zurückzuholen – aus Protest gegen das Fremde um mich herum und natürlich als Akt des Selbstschutzes und der Selbstliebe- eine Identitätsfrage nämlich. Von außen her betrachtet eine skurille Aktion! Alle beobachteten mich perplex, stupsten mich mit dem Ellenbogen, um zu prüfen,…

  • Ich will nicht
    Das Ich

    Ich will nicht

    Ich will nicht sehen, ich will nicht hören, glauben, verachten, ich will nicht erfunden sein und auf die Schnelle mit schwarzer Tinte umgerissen sein auf altem, hier und da verbranntem Papier. Ich radiere alles aus, was du da über mich gekritzelt hast: Auf einem Weg ohne Richtung, in einer Zeit ohne Zeitmessung, in einem Drehbuch ohne Text, in einem Theaterstück ohne Namen, in einem abgedroschenen Sujet – ohne Rollen, ohne Reime. Ich halte meine Ohren mit den Händen zu, decke meine Augen mit einem Eichelhäherfeder. Ich will nicht glauben, dass es keine Vorzeichen gab und dass es keine Vergeltung gibt. Ich will nicht denken. Ich will nicht diese sein, die…

  • Das Ich

    Wenn…

    Wenn Trauer, Verzweiflung, Leiden und Freude, Lachen und Schmerz unterm Himmelsgewölbe, wenn das Herumschleppen fremder Geschichten, Schritte, auf fremde Wege gerichtet, Träume und Rauch, Wut, Illusionen, Tränen vor Freude, Lachen, auch ohne Glück zu empfinden, um Schmerz zu verdecken – um das nie Endende gut zu verstecken –, deine Geschichte scheinen zu prägen, halte mal inne, sei mal verwegen! Denn jede Geschichte mit Anfang und Ende, glänzend zunächst, wird bald ausgeblendet, bis sie völlig zerbröckelt verschwindet, bis eine neue ihren Weg findet. Endlos bleibt nur das Hoffnungsgewebe, solang‘ ich aus dem Vogelgarn spinne und webe. Views: 81

  • Das Jetzt

    ZOOM Reality

    Heute führten mich meine Gedanken in das ferne 1998 und die Jahre danach zurück… Vor meinen Augen verliefen wie im Kino all die Stempel in meinem alten Pass, die die Ein- und Ausreise an jedem Grenzübergangspunkt dokumentiert hatten, damals, als man immer noch nicht „frei“ reisen konnte – so rund 160 an der Zahl. Die langen 35-stündigen Busfahrten nach Deutschland, die Zugreise von Bulgarien bis nach Wien und von Wien bis nach Jena, die Busreise über Wien bis nach Oradea, jeden gefühlten Kilometer hatte ich damals gezählt. Dass sich das Ganze mal wiederholt, das wäre mir allerdings nie durch den Kopf gelaufen, mir, die so gerne alleine reist, um völlig…

  • Das Ich

    Ich kann nicht mehr warten

    Ich kann nicht mehr warten. Nein. Ich kann es nicht. Ich kann nicht unendlich vernünftig, überlegend, zahm sein – ich kann nicht diejenige sein, die den Winter langsamen Schrittes messen würde, die verträumt, in einem langsamen cadence warten würde, dass der längste mit Zähnen klappernde Winter mit einem révérence den fernsten Frühling um einen Rollenwechsel leise flehen würde. Ich kann nicht warten. Ich kann es nicht, ich gebe es zu. Will ich so viel? Weiß ich nicht. Ich spüre es, wenn der letzte Tropfen Geduld mit einem gewaltigen Donner in ein Meer aus Gefühlen hinüberfließt. Also, losziehen! Ich ziehe meine treuen roten, schon ein wenig abgetragenen, dazu aber bewährten Ballerinas…