Begegnungen
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Magdalena
Es ist nicht nur ihr Name, der etwas fast Religiöses suggeriert. Dass hier, im Salon Magdalena Bari Kunst in ein Heiligtum verwandelt wird und allem, was ihre Hände berühren, Leben eingehaucht wird, ist kein Zufall. Wenn man diesen besonderen Ort betritt, entfernt man sich in Sekundenschnelle von dem regen Treiben draußen und taucht in eine ruhige, lichtdurchflutete Welt ein. Für mich fühlt sich jeder Besuch im Salon Magdalena Bari wie eine meditative Begegnung mit der Schönheit an. Man ist dort, um die Zeit anzuhalten, den Moment zu genießen, ohne Eile, ganz entspannt im geräumigen, geschmackvoll dekorierten Studio, das sofort die künstlerische Neigung erahnen lässt. Denn Kunst ereignet sich auch hier,…
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I believe in Engels
Eine wahre Geschichte Ihr Name beginnt mit dem ersten Buchstaben des Alphabets. A ist der Anfang. Und sicherlich war ihre Patin ein Engel, denn sie wurde Angelina genannt. Zu Beginn des Jahres ist sie die erste Person, über die ich schreiben möchte. Wenn jemand dieses zarte Wesen zufällig auf der Straße trifft, würde er nie vermuten, welche enorme Kraft in ihr steckt. Härte, gepaart mit Sanftheit, zwei zarte, feine Hände, die das Epizentrum des Schmerzes suchen, ihn finden und heilen. Ihr ganzes Wesen, vom Moment an, in dem die Tür sich öffnet und sie eintritt, strahlt ein weiches, weißes Licht aus. Auf diesem hellen Energiepfad, durch diese beiden zarten Hände,…
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Wiener Walzer
Aus dem Alltag einer Lehrerin #1 „…und der Lehrer zeigte seinen Schülern den Walzerschritt…“ „Wisst ihr, was ein Walzer ist?“„Nein. Was Walzaa?“„Das ist ein Tanz, Musik! Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei…! Jeder, der in diesem Land lebt, sollte den Walzerschritt beherrschen – den WIENER Walzer. Schaut mal her, es ist wirklich nicht schwer!“ (Und ich zeige ihnen einige Schritte, genau wie der Lehrer in der Geschichte.)„Waaalzaaaa?“ – Alle Blicke sind auf mich gerichtet, die Verwirrung ist groß. Dann drehe ich meinen Laptop zu ihnen und spiele ein Video vom diesjährigen Wiener Opernball ab.„Ja, Walzer! Man tanzt ihn zu festlichen Anlässen, wie zum Beispiel auf einem Ball wie diesem!“„Ball??? Fußball?????“„Nein!…
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Aggregatzustand Klimek
Manche Legenden bekommen ihren Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood, nach anderen werden Straßen, Parks, Institutionen, gar Schiffe benannt. Das, worum es hier geht und was am besten zu seinem Namensgeber korrespondieren würde, ist allerdings ein Aggregatzustand – weder fest, noch flüssig, noch gasförmig, sondern explosionsartig! - der Aggregatzustand Klimek.
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Das Leben ist lebenswert
„Wie alt schätzen Sie mich? Sagen Sie mal!“ „70.“ „Nein! Ich bin 86! Keine Medikamente, keine Therapien, fühle mich topfit.“ So komme ich ins Gespräch mit der Dame, die auf der Bank neben mir vor der Kaiservilla sitzt. Mit ihrem geblümten rosa-hellgrünen Kleid mit Puffärmeln fällt sie sofort ins Auge. Ich mache ihr ein Kompliment. Sie bedankt sich strahlend und nimmt ihre Sonnenbrille ab. Ich hingegen blinzle gegen die Sonne, da ich meine vor ein paar Wochen in Sevilla verloren habe, das macht mir aber nichts aus, ich genieße es. Dann erzählt sie mir, dass sie auf ihre Familie warte, ist aber als Erste losgegangen, um sich von alldem Vorbereitungsstress…
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Ladies After-Work-Party
Hello, High-Society! Ganz unerwartet für mich kommt eines Tages eine nette Einladung zu einem Damen-After-Work-Drink. Als Location wurde eine gemütliche Daily Lounge Bar im 1. Bezirk ausgesucht. Schon etwas später als die anderen angekommen, direkt von der Arbeit, schaue ich mich erst mal unruhig nach meinen Gastgeberinnen um, und bald erblicke ich die nach dem letzten Schrei der Mode gestylten und aufgepeppten Ladys (alle Hausfrauen ausnahmsweise), in glänzenden Gala-Outfits, Highheels und bis zur Schulter hängenden schweren Ohrringen. So schwer scheint der Ohrschmuck zu sein, dass er bei einem den Eindruck hinterlässt, er hätte das ganze Weltleid in sich aufgenommen. Sechs rot geschminkte Münder lächeln mir zu, als fände gleich die…
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Ungeplante Geschichte
An alle, die ihren Glauben irgendwo da auf der Strecke verloren haben. Menschen sprechen zu mir, ich hören ihnen zu. Wahrscheinlich bin ich eine ziemlich gute Zuhörerin, denn das passiert immer wieder. Menschen vertrauen mir ihre Geschichten an. Gestern etwa saß ein schätzungsweise über 60-jähriger Mann neben mir. Die Augen – rund herum von einem feinen Fältchennetz umrandet –, Mundwinkel traurig herabhängend. Das Jugendliche an ihm war der sorgfältig schwarz gefärbte Moustache, der kämpferisch und frech über der Oberlippe hervorstach, als ob er stellvertretend für seinen in sich zusammengesunkenen Besitzer der ganzen Welt mitteilen wollte: Es gibt mich noch! Da bin ich! Es stimmt schon, dass ein Schnurbart von der…
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Freundschaft!
„Gutti und ich gingen die Treppe hinunter, er stolpernd wie der sterbende Kommunismus, ich aufrecht wie ein gut gefüllter Geldspeicher der Reichen.“ /“Erster Mai“, Manfred Rebhandl, Haymon Verlag 2022, S. 72/ Den Autor Manfred Rebhandl hab ich 2018 kennenglernt – ein reiner Zufall. Ein paar Wochen davor sind wir in Kontakt gekommen, nachdem ich – ganz zufällig! – einen seiner Texte – über Gerda Rogers – mit einem Auszug von dem wunderbaren Dimitre Dinev, den ich sehr, sehr mag („Spas träumt“) kommentiert hatte. Das erste Buch von ihm, das ich danach aus reiner Neugier gelesen habe – denn davor kannte ich nur einige seiner Artikel – war über Kitty Muhr…
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Julia Caesar
Irgendwie habe ich es schon immer gewusst, dass das Leben außerhalb des Universitätsgefildes nicht einfach sein wird. Das Uni-Umfeld hatte mich schon immer eine Umgebung aus Gleichgesinnten verschafft, wo man auf gleicher Welle funkte. Man war vorbehaltslos angenommen, fühlte sich gut aufgehoben und verstanden; geteilte Gedanken fanden Widerhall bei den Anderen. Es war ein schönes, warmes Gefühl der Geborgenheit. Außerhalb dieses heiligen Schutzbereichs der Ideen und Köpfe sind mir wohl oder übel allerlei andersgeartete Menschen: arrogant, zurückweisend, oberflächlich, kleinlich… Eine ganze Regenbogensammlung, aufgeschäumte bunte Gischt aus Charakteren in der Brandung der Begegnungen hatte sich blitzartig angehäuft. Ein stürmisches Menschentypenmeer, das einen anlockte und mitriss. In mancher Hinsicht trug das immens…
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Es lebe die Leidenschaft!
Wenn man dem Gefühl eine konkrete Form verleihen kann, dann ist es Benjamin Vanyek. Wir kennen schon den talentierten Schauspieler dank seiner mitreißenden Rollen in den Aufführungen von aktionstheater ensemble und haben den Akteur, der sich in seine Protagonisten dermaßen gelungen hineinversetzen kann, dass er ein Leib und Seele mit ihnen wird, des Öfteren bewundert und mit großem Respekt vor seinem Talent mitverfolgt. Sein facettenreiches Schauspiel fand dieses Mal seinen einzigartigen Ausdruck in den Interpretationen des „Großen der Großen“ – Jacques Brel – im Nestroyhof Hamakom am 15. Und 16. Oktober. Leidenschaft war das Wort, betonte Benjamin, das im Mittelpunkt des Ereignisses stand. Leidenschaft war auch das Gefühl, das Publikum…