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Ich warte auf sie
Auf die Zeit warte ich, die Minuten erforschend, schüttele den Staub von ihnen ab, pudere sie ein bisschen auf und entdecke in jeder einzelnen etwas Weißes, etwas Schönes. Auf die Zeit warte ich, warte wortlos. Dass wir uns mal wieder begegnen – ohne Worte, ohne Streit. Dass wir uns mal wieder verzeihen – ohne Trennlinien zu ziehen. Auf die Zeit warte ich – jene Januar-raufrostige, sauber gefegte, leuchtend weiße und zärtliche Zeit, die Zeit-Mut - die kecke, echte, kühne Zeit -, nicht auf die bedrückte Zeit-ohne-Zeit, die den Nacken beugt. Auf die Zeit warte ich – die Zeit-Sekunde, die blitzschnell mit heftigem Getöse das Dunkel spaltet, die Zeit-Fähre, die auf…
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Ich kann nicht mehr warten
Ich kann nicht mehr warten. Nein. Ich kann es nicht. Ich kann nicht unendlich vernünftig, überlegend, zahm sein – ich kann nicht diejenige sein, die den Winter langsamen Schrittes messen würde, die verträumt, in einem langsamen cadence warten würde, dass der längste mit Zähnen klappernde Winter mit einem révérence den fernsten Frühling um einen Rollenwechsel leise flehen würde. Ich kann nicht warten. Ich kann es nicht, ich gebe es zu. Will ich so viel? Weiß ich nicht. Ich spüre es, wenn der letzte Tropfen Geduld mit einem gewaltigen Donner in ein Meer aus Gefühlen hinüberfließt. Also, losziehen! Ich ziehe meine treuen roten, schon ein wenig abgetragenen, dazu aber bewährten Ballerinas…