Auf die Zeit warte ich, die Minuten erforschend, schüttele den Staub von ihnen ab, pudere sie ein bisschen auf und entdecke in jeder einzelnen etwas Weißes, etwas Schönes. Auf die Zeit warte ich, warte wortlos. Dass wir uns mal wieder begegnen – ohne Worte, ohne Streit. Dass wir uns mal wieder verzeihen – ohne Trennlinien zu ziehen. Auf die Zeit warte ich – jene Januar-raufrostige, sauber gefegte, leuchtend weiße und zärtliche Zeit, die Zeit-Mut - die kecke, echte, kühne Zeit -, nicht auf die bedrückte Zeit-ohne-Zeit, die den Nacken beugt. Auf die Zeit warte ich – die Zeit-Sekunde, die blitzschnell mit heftigem Getöse das Dunkel spaltet, die Zeit-Fähre, die auf keinen wartet, die Zeit-Schmetterling, die sich auf die Lippen niedersetzt und die Mundwinkel hinunterfließt. Es ist weiß. In der frostigen Stille winkt mir meine Zeit zu, dann begibt sie sich langsamen Schrittes auf den Weg zu mir. Ich warte auf sie.
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