• Europa

    Mein Europa

    Mama weinte, sie weinte ungestüm, als ob ihr jemand ein Stück Fleisch vom eigenen Leib abgerissen hätte, als ich mit 14 das Zuhause verließ und nach Ruse an der Donau loszog, den Fremdsprachen zuliebe, die mir das Tor nach Europa öffnen sollten. An der Wand rechts vom Eingang meiner alten Schule hing ein Foto von mir mit der Bildunterschrift „Unser Stolz“. Mama weinte, und ich weinte doppelt – für sie und für mich. Seitdem trage ich immer den Schmerz doppelt – einmal für mich und einmal für die Welt – herum. Nicht, dass ich ab dem Moment an wirklich displaced war, nein, ich war nur entwurzelt. Es fühlte sich so…

  • Das Ich

    Die Psychologin

    Und so bin ich an dem Punkt angelangt, wo ich mir nichts, wirklich nichts mehr wünschte. Andersrum: es war auch nichts mehr so, wie erwünscht. Weder Beförderung, noch die schon 20 Jahre alte Hoffnung auf Gehaltserhöhung, noch der Gedanke an glänzende Auftritte vor interessiertem Publikum konnten mich nun mehr begeistern. Nicht mal jener teure Gürtel von Cucinelli ließ mein Herz aufflammen, verdammt! Und schon die Vorstellung wissenschaftlicher Betätigung widerte mich an, ja, mich, wo ich sonst so gerne schreibe. War ich älter geworden? Noch schlimmer: eine Reisende auf dem Weg zum Endgültigen ins Jenseits? Das etwas gewaltig mit mir nicht stimmte, war doch klar. Außerdem gab es noch einen wichtigen…