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Die Beichte einer Nichtgläubigen
Provoziert durch die heutige Begegnung mit Ihm. Ich bin in einer gottlosen Gesellschaft aufgewachsen, in der Gott verboten war. Gott? So was gab es nicht, nur von den Lippen meiner Oma konnte man manchmal dieses seltsame Wort, leise und vorsichtig zugeflüstert, hören. Was sie allerdings damit meinte, blieb ein volles Rätsel. Die kleine Kirche, die mitten auf dem zentralen Platz stand, hatte für mich eine völlig plausible Geschichte: sie war ja nämlich die, an deren Kirchturm Baron von Münchhausen sein Pferd mitten in jenem heftigen Schneesturm gebunden haben soll. Jedes Mal, wenn ich an ihr vorbeiging, schaute ich nach oben zum Turm und dachte an Münchhausen. Eine andere Funktion der…
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Zwei Kilo Zeit, bitte!
Meine Liebe, zwei Kilo Zeit will ich! Glück in Sicht! Kaufe Zeit! Schneiden Sie mir bitte zwei Kilo Zeit ab, zahle bar! Mit dem schärfsten Messer! Von der teuren Zeit! Scheißegal dieser Preis, es ist wahr, dass ich von der kostbarsten Zeit haben will, damit wir ohne überflüssige Worte, ganz still sitzen ohne „Wie lange?“ und „Wann?“, und unsere Stille zu Wort kommen kann. Damit die Zeit, tragend deinen Namen, meine Zeit setzt in leuchtenden Rahmen, und ich neben dir auch dieses Mal zahle pro Kilo für Stille real. Netto. Für zwei Verse Leben, für zwei Herzgeschichten zahle die Summe, für unsere Stille, für zeitloses Schweben. Und möge die Stille…