Kultur

  • Begegnungen,  Kultur

    Ich halte ihn fest!

    Habt Ihr mal das Gefühl gehabt, jemanden gekannt zu haben vor dem realen Kennenlernen? Genau dieses Gefühl hatte auch ich damals, 2017, an der Schwelle des neuen Jahres. Ein paar ausgetauschte Worte, kurze Sätze, in denen sich alles um den WIENER herum drehte … – vor allem ging es darum, dass ich vor Jahren eine Doktorarbeit über das Magazin geschrieben hatte, und der WIENER gerade zum Jahresende sein Jubiläum feiern wollte, und ich wusste es schon: Diese Persönlichkeit kam mir irgendwie seltsam bekannt vor! In Wirklichkeit haben wir uns erst am 14.02.2018 im Prückel getroffen, er saß neben dem Klavier da, auf dem Tisch vor ihm lag das neuerschienene WIENER-Heft,…

  • Kultur

    Ein rotes Herz – heiß und groß

    „Sie brauchen bestimmt ein Herz – rot, heiß und groß? Mit diesen Worten empfing mich der Clown im kleinen geheimnisvollen Allerlei-Zauber-Shop Jumbalaya, während ich mich zwischen die riesengroßen von der Decke hinabhängenden Folienherzen, Luftballons, Plüschtiere, Drachen-Masken, Pfeifen der Art „Komm und gehe“ und Girlanden mit Mühe durchschlich; er blinzelte mit den Augen, sandte mir ein paar kleine listig-funkelnde Lichtstrahlten aus den Augenwinkeln zu, musterte mich schnell vom Kopf bis zum Fuß und lächelte. Willkommen in der Welt der Mystik! Die Vorliebe der Bulgaren für das Mystische, in vielen Mythen, Bräuchen und Sagen verankert, ist nicht von heute. Denken wir nun an den deutlich ausgeprägten Drang, der seit Krali Marko über…

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    Ein Rezept für Glück

    Vorgestern. Ja, es war vorgestern. Rasha sitzt rechts von mir. Ich schaue auf sie und sie lächelt mir zu. „Rasha, du kommst ehe jeden Tag mit einem Lächeln auf den Lippen. Was provoziert dieses Lächeln? Wo steckt der Grund dafür? Woher schöpfst du diese Lebensfreude? Sie kommt wohl von innen, das sieht man dir an! Du schaust ja immer so grenzenlos glücklich aus!“ „Weiß ich nicht, so geboren“, antwortet Rasha und lächelt. Seltsam, denke ich mir… „Ist es ansteckend?“, fällt es mir ein. Ich lege schnell meine Hand auf Rashas Schulter und mache die Augen erwartungsvoll zu. Rasha lacht. Beim Verlassen des Raumes rufe ich ihr zu: „Und, Rasha, schreib…

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    Gurpreet

    Bis vor meiner Ankunft hier hieß Gurpreet eindeutig Singh. Erst nach der ersten Stunde, nachdem ich jeden beim Namen aufgerufen hatte, klärte ich endlich auf, dass er mit dem Vornamen Gurpreet, und nicht Singh war. Aber damit war die Frage längst nicht erledigt.Alle nannten ihn beim Namen Singh, seinem Familiennamen, und sie selbst stellten sich immer mit ihrem Vornamen vor. Das Ganze machte mich sehr stutzig. Zunächst dachte ich mir, es sollten vielleicht irgendwelche religiösen Gründe dahinter stecken, dann habe ich mich jedoch vorsichtig herangetastet: „Gurpreet, können Sie bitte weiterlesen?“ Singh (so, wie ihn alle kannten), der nicht sehr gesprächig war, nickte nur mit dem Kopf. „Was??? Kein Gurpreet, Singh,…

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    Wo endet Europa?

    Überlegungen in Zeiten des Coronavirus aus dem Balkan Irgendwo da, zwischen der Sicherheitskontrolle und dem Gate am Flughafen Wien endet Europa. Zumindest dieses, von dem wir alle träumen.Auch die Durchsagen, 2m Abstand zu halten, verstummen da. In der Maschine von Bulgaria Air, dicht aneinander gepresst, werde ich langsam vom bitteren Beigeschmack überfallen: war das doch nicht ein Fehler, ein Schritt in ein feindseliges Territorium? Wo will ich denn hin? Fängt da, in diesem Flugzeug nach Sofia, eine parallele Welt an? Oder kommt man da endlich in die wirkliche an? Meine Tochter drückt sich an mich, da der Mann neben ihr hustet. Bisher hat sie immer Abstand gehalten wegen meiner Autoimmunschwäche…