Mo. Apr 22nd, 2024

Eine empirische Untersuchung.

Über den Nutzen vom Fremdsprachenlernen wird viel und ausführlich gesprochen, pointiert geschrieben und überzeugend argumentiert. Vor allem werden die Aneignung von Wissen hervorgehoben und die damit einhergehende Ausweitung sprachlicher, kultureller und persönlicher Grenzen – es geht also um ein Mehr, behaupten alle. Doch das, was oft außer Acht gelassen wird, sind die negativen Begleiterscheinungen, insbesondere in der Anfangsphase, deren man sich bewusst sein sollte. Darauf möchte ich nun im Interesse aller Beteiligten detailliert eingehen.

Die erste Fremdsprache, mit der ich noch als Kind in Berührung kam, war Russisch. Ganze sechs Jahre war es die einzige Fremdsprache, die man in der Schule erlernen konnte. Als Folge kann ich auch heute noch Puschkin auswendig:

Цыганы шумною толпой
По Бессарабии кочуют.
Они сегодня над рекой
В шатрах изодранных ночуют.
Как вольность, весел их ночлег
И мирный сон под небесами;
Между колесами телег,
Полузавешанных коврами (…)

Danach kam das Französische, ein Jahr lang, was an sich als eine reine Katastrophe zu beschreiben wäre: Es herrschte ein voller Wirrwarr in meinem Kopf und das, was als Kurzzeitgedächtnis zu bezeichnen ist, ähnelte einem dunklen Abgrund! Später, schon im Erwachsenenalter, habe ich mich aus eigenen Stücken und reiner Liebe für die Sprache nach einem Paris-Besuch zu einem einjährigen Sprachkurs angemeldet. Das war das Jahr, in dem ich mir ausschließlich französische Chansons anhörte, es existierte einfach keine andere Musik mehr für mich. Dies hat schließlich dazu geführt, dass ich von dem Moment an immer, wenn ich auf eine Frage, gestellt auf Französisch, zu antworten versuchte, Reime hervorbringen, d.h. mich nur in Liedtexten ausdrücken konnte. Deutsch war dann eine bewusste Entscheidung, die ich mit 14 getroffen habe. Als ich knapp einen Monat nach dem Start Goethes Wanderers Nachtlied auswendig lernen musste und es nicht mal nach der vierzigsten Wiederholung klappte, kam ich mir eindeutig dumm vor. Wer hätte sich damals gedacht, dass ich mit 27 anfangen würde, Wörterbücher zusammenzustellen!

Nicht zu übersehen ist auch die Tatsache, dass es auch mal dazu kommen kann, die eine Fremdsprache mit der anderen zu verwechseln. Als mir etwa meine Tochter, die nicht weit von mir wohnt, zu verstehen gab „Mama, ich bin schon erwachsen und selbstständig, finde dir ein Hobby!“, habe ich ihr mit „Et si tu n’existais pas / Dis-moi, pourquoi j’existerais?“ geantwortet. Tja, so eine Sache.

Also, Ihr seht schon, dass das Fremdsprachenlernen an sich nicht sehr ermutigend und oft von unerwünschten Nebeneffekten begleitet ist. Aus Liebe und Sorge für Euch habe ich hier eine übersichtliche Liste erstellt:

  • Orientierungslosigkeit
  • Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, sogar nach mehrfachem Wiederholen der neuen Vokabeln
  • leichtes Zittern
  • Hitzewellen
  • vorübergehende gemäßigte bis starke Empörung gegenüber der deutschen Grammatik
  • das Gefühl, nichts zu wissen
  • Gewichtabnahme
  • Schlafstörungen, begleitet von Träumen auf Deutsch
  • Vor-sich-hin-Summen von einfachen Liedtexten
  • Neigung zur Verliebtheit
  • Bedürfnis nach mehr

Diejenigen von Euch, die sich nun nach diesem ernüchternden Moment anders überlegt und sich gegen das Erlernen einer neuen Fremdsprache entschieden haben, brauchen nicht weiter zu lesen. Die folgenden Zeilen sind für die anderen gedacht.

Einmal an der Rezeption in einem Hotel wurde ich gefragt, wie man eine Fremdsprache lernen soll und kann. „Mit Leidenschaft“, erwiderte ich. Ich kenne keinen anderen Weg. Oder mit Rumis Worten ausgedrückt:

„Wo immer du bist, und was auch immer du tust, sei verliebt.”

Ab 30.01. starten neue Online-Kurse bei mir. Genauere Informationen folgen hier und unter www.nelisworld.com

Eure Neli P

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