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Notizen aus der Quarantäne I
Ich mache breit dieses Fensterlein auf, um tief einzuatmen… Meine Schritte führen mich in den Stadtpark, lege mich da auf das feuchte Aprilgras hin, die Sonnenstrahlen verfangen sich in meinen Wimpern, blitze gegen die Sonne, meine Hände berühren das sich noch immer etwas borstig anfühlende Gras sanft, vielversprechend, meine Haare schlingen sich um die Grashalme herum, verflechten sich mit ihnen, die Haarspitzen werden länger und länger, schlagen Wurzeln tief in die hungrige Erde hinein, es riecht nach Magnolien, der Duft ist so betörend, dass es mir schwindlig wird, unter meinem Rücken pulsiert das Herz der Erde – Wärme fließt über meine Arme, über die Ellenbogen hinunter, ein nie aufhörender Strom,…
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Wo endet Europa?
Überlegungen in Zeiten des Coronavirus aus dem Balkan Irgendwo da, zwischen der Sicherheitskontrolle und dem Gate am Flughafen Wien endet Europa. Zumindest dieses, von dem wir alle träumen.Auch die Durchsagen, 2m Abstand zu halten, verstummen da. In der Maschine von Bulgaria Air, dicht aneinander gepresst, werde ich langsam vom bitteren Beigeschmack überfallen: war das doch nicht ein Fehler, ein Schritt in ein feindseliges Territorium? Wo will ich denn hin? Fängt da, in diesem Flugzeug nach Sofia, eine parallele Welt an? Oder kommt man da endlich in die wirkliche an? Meine Tochter drückt sich an mich, da der Mann neben ihr hustet. Bisher hat sie immer Abstand gehalten wegen meiner Autoimmunschwäche…