Do. Nov 21st, 2024

Was mit mir los ist? Keine Ahnung. Ich weiß es einfach nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich nichts weiß.

Es war auf einmal ein gewisses Etwas da, das ich nicht mal in Worte fassen oder in einen festen Rahmen setzen konnte, denn wenn man Worte handhaben soll, dann tue ich es jedenfalls sehr, sehr behutsam, als ob Worte zerbrechlich wären, Kleinkinder, ein echter Schatz – was sie ohnehin sind, angenommen, man rückt sie ganz schön „behutsam“ in den Vordergrund.

Es ist irgendwann also so passiert – bei mir passiert nie etwas nach Plan! –, dass es anfing, mir schlecht zu werden. Nach jeder Floskel, jedem Klischee, jeder Denkerstarrung, jedem Treffen mit künstlich erschaffenen – und sonst schon längst toten – Figuren, nach jedem etwas zur Seite schauenden Blick… Und dieses Schlechtwerden sog mich in einen kalten Wasserwirbel hinein und zog mich immer tiefer und tiefer Richtung sandigen Bodens. Verdammt, bin ich älter geworden? So alt, dass ich die Falschheit in der Welt nicht mehr dulden konnte?

Es gab da etwas, was mich besonders stark anekelte, wenn ich es hörte: „Sie sind die Beste!“ Eine Phrase, die ja so einen vermeintlichen Sinn zu haben scheint, ob ihren allumfassenden, sich kreuz und quer zwischen dem Süd- und Nordpol hinausstreckenden, so angenehmen und durchaus bequemen Einsatzes in allen Lebenslagen, zu allerlei Anlässen und die dazu noch den Eindruck hinterlässt, da braucht man gar nichts mehr hinzuzufügen. Somit ersparte sich der rein pragmatisch veranlagte Anwender kostspielige Zeit und jedes weitere Gerede. Was sich danach entpuppte, war glitschiger Boden, auf dem hohle Worte, eines nach dem anderen, hinunterrutschten. Nach jeder Multiplizierung der Verwendung blieb ein immer faderes Nichts. Wie eine Wachsfigur schmolz die Beste nach jedem „Sie sind die Beste!“ noch ein wenig dahin… Ein Ausdruck ohne Charakter und Tiefe schickte so jedes Mal die – vermeintlich – Beste (denn in einer Welt, in der man sich Klischees bedient, ist ja аuch die Beste nicht geschont und wird selbst zum Klischee) – auf den Scheiterhaufen. Eine namenlose Beste. Dies, angesichts der Tatsache, dass der deutschen Sprache so etwa 500 000 Wörter zum freien Gebrauch stehen, laut der Duden, darunter Horden von Eigenschaftswörtern, die sich vor Wut in die Lippen beißen würden, da sie zum wievielten Mal zwischen den Seiten des Wörterbuchs zum Verschimmeln verurteilt werden. Simplifizierung auf allen Ebenen findet statt.

Vielleicht bessert sich mein Zustand in Zukunft auf, wer weiß, es ist nicht ausgeschlossen anzufangen bei „Sie sind die Beste!“ so zu reagieren, als ob man zu mir „Salz“, „Serviette“ oder „Tür“ sagen würde, dann wäre es auch mit meiner Übelkeit vorbei. Drückt mir bitte jedenfalls die Daumen! Zumindest die Zukunft steht noch in den Sternen!

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